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Hockey-Weltrekord am Matterhorn

Von Martin Merk, Fotos von Christian Häusler

Der EHC Visp und der EV Zug führten am kleinen Matterhorn ein Rekordspiel auf 3883 Metern über Meer durch. Dass die "Üsserschwiizer" im Penaltyschiessen gewannen, tat der Freude im Wallis über den Event im Gletscherpalast keinen Abbruch. Viel grösser war die Freude, dass der ambitiöse Anlass reibungslos klappte und man hoch hinaus konnte.

Das Spiel, bei denen die Trainer austesten konnten, fand bereits am Vorabend am normalen Spielort des EHC Visp, in der Litternahalle, statt. Der EV Zug besiegte den Walliser NLB-Club standesgemäss mit 4:1. Für mehr Spannung und Arbeit sorgte jedoch "die Revanche" am Montag, etwas mehr als zwei Stunden entfernt vom Städtchen im Rhonetal und in luftiger Höhe der Walliser Bergwelt.

Nach einer Ansprache vom Co-Präsidenten Viktor Borter, der die Wichtigkeit des Clubs im sozialen Leben der Region und die Zusammenarbeit mit den Partnern hervorhob, schossen die Spieler, Partner, einige Fans mit Losglück sowie Journalisten (darunter das Schweizer Fernsehen und die deutsche ARD) in die Höhe. Zuerst ging es mit einem Sonderzug rauf in den Ortskern von Zermatt auf 1620 Metern. Auf dem Gemeindegebiet blieben die Teams auch, jedoch führten drei Seilbahnen in die Höhe von 3883 Metern zum kleinen Matterhorn und zum Gletscherpalast an der Landesgrenze zu Italien. Ein schöner Ausblick auf die Bergwelt und Gletscher, bloss das grosse Matterhorn blieb verborgen, war inklusive.

"Wir haben nicht ständig Events, wollten aber mal einen ausserordentlichen Event gestalten. Dabei suchten wir nach einem Hockeyspiel in riesiger Höhe", sagt Sébastien Pico, der Geschäftsführer des EHC Visp. Höher als der Gletscherpalast im heimischen Oberwallis hätte man weit und breit kaum etwas Besseres finden können. 595 Höhenmeter fehlten zum weltberühmten grossen Matterhorn, 751 Metern zur Dufourspitze, dem höchsten Punkt der Schweiz. Dass Zermatt und die Bergbahnen Partner des Clubs sind und der EV Zug ohnehin jeden Sommer fürs Teambuilding mit Klettertouren ins Wallis kommt, machte den Anlass perfekt.

Auf 3883 Metern über Meer kam das wohl höchste Eishockey-Spiel der Welt. Ob man sich ins Guiness-Buch der Rekorde eintragen lassen will, wird noch geprüft. Zum Vergleich: der HC Davos als höchstgelegener Profi-Club Europas bestreitet seine Spiele auf 1560 Metern, der NHL-Club Colorado Avalanche aus Denver auf 1609 Metern. Mexiko-Stadt, wo regelmässig unterklassige Weltmeisterschaften stattfinden, befindet sich auf 2310 Metern.

Zweimal fünf Minuten dauerte das Galaspiel im Gletscherpalast auf dem 18 Meter langen und 4 bis 12 Meter breiten Eis mit je drei Feldspielern. Neben Plexiglas, um den Gletscherpalast vor abgegebenen Pucks zu schützen, wurden auch Kühlmaschinen mitgenommen, welche das Eis von der dortigen Temperatur von -2 auf -7 Grad senkte. Glühwein und Tee sowie die menschliche Nähe bei 200 Leuten im engen Gletscherpalast hielten die Leute warm.


Grundriss des Gletscherpalastes mit dem Hockeyfeld.

Das Spiel endete mit 6:6, wobei der EVZ sich im Penaltyschiessen mit 3:2 und Fabian Schnyder als Siegestorschützen durchsetzte. Die Revanche der Walliser gegen die "Üsserschwiizer" klappte nicht ganz. Doch das Resultat stand ohnehin im Hintergrund, umso wichtiger war das Erlebnis, als Spieler, Schiedsrichter oder Zuschauer dabei gewesen zu sein. Die ehemaligen Schiedsrichter Reto Bertolotti und Willy Vögtlin schnürten nochmals ihre Schlittschuhe. Zum Puckeinwurf kam Miss Romandie Marianne de Cocatrix und als Startblock im Visper Meisterdress von 1962 wurden die Walliser Legenden Aldo Zenhäusern (machte das Anspiel gegen Paul Di Pietro), Gaston Furrer und Walter Salzmann reaktiviert. Dabei brauchte es auch gewisse Überredungskunst. "Ich war seit 1981 nicht mehr auf dem Eis", gestand der frühere WM- und Olympia-Teilnehmer Salzmann, mit 72 Jahren der älteste Spieler auf dem Eis. Und auch für Furrer waren es immerhin 25 Jahre ohne Eishockey. Nach dem ersten Einsatz machten die Visper Legenden daher auch ihren jüngeren Nachfolgern Platz.

Die Mannschaften waren dabei so gut wie vollzählig. Einzig Zugs Patrick Fischer und Patrick Sutter mussten die Partie verletzungshalber von aussen beobachten, wobei Fischer sich wegen einer Zerrung schonte und bald wieder auf dem Eis zu sehen sein wird.

"Es ist mal was anders und ich freue mich, dabei zu sein", sagte der Nationalstürmer Di Pietro vor dem Spiel, "am Anfang spürte ich den Höhenunterschied und mir war ein bisschen schwindlig, nun bin ich aber bereit." Kaum schoss der Alt-Internationale Zenhäusern die Walliser in Führung, war Di Pietro auch für den Ausgleich besorgt. Sieg oder Niederlage, Tor oder Save, waren am Ende aber von geringer Bedeutung. Zu schön war das Erlebnis im ewigen Eis des Gletschers, selbst wenn die raue Eisfläche sowohl das Eislaufen als auch das Passspiel zur Herausforderung machten.

So einen richtigen Heimvorteil hatten die Walliser auf dem Terrain trotzdem nicht. "Höchstens jene, die als Kinder auf Weiher spielten. Oder Damian Bürgin", schmunzelt Beat Heldstab. Bürgin selbst stammt aus Zermatt, wo sein Vater Bürgermeister ist. Er gehörte wie Vertreter von Sponsoren zu den geladenen Gästen, die nach dem Galaspiel unten im Dorf die VIP-Atmosphäre mit den beiden Teams im klassisch gestalteten Hotel Zermatterhof genossen. Auch Petrus spielte mit - einzig bei der Rückfahrt mit den Seilbahnen wurde es etwas ungemütlicher, weshalb man in Schritttempo hinunterfuhr. Früher oder später kamen aber alle heil in den beliebten Urlaubsort zurück. "Der Anlass ist speziell für uns und unsere Partner. Es ist einer, der prägt", so Pico. Entstanden sei sie im Juli 2007 auf einer Terrasse in Zermatt bei einem Gespräch zwischen den beiden Clubs.

Dem Walliser B-Ligisten EHC Visp ist der Anlass und die dadurch nicht ungewollt erweckte Aufmerksamkeit mit Eifer und heimeliger Gastfreundlichkeit durchaus gelungen. Chapeau!