Mark Streit ist der Eckpfeiler in der Islanders-Abwehr. Foto: Getty Images/Bruce Bennett (Auf Bild klicken für MMS)



Mark Streit und seine „neuen“ Islanders

Von Dennis Schellenberg

Die letzten beiden Saisons mussten die Islanders und ihre Fans leiden, doch heuer scheint es so, als könnte man die ersten Früchte des Wiederaufbaus des Vereines ernten. Die Islanders haben wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft.

Nach einem gespielten Viertel der neuen Saison stehen die Islanders in der Mitte der Eastern Conference und somit in direkter Reichweite für einen Playoffplatz. Dies ist eine klare Verbesserung gegenüber der letzten Saison. Wenn die Islanders so weiterspielen, kämen sie auf etwa 80 Punkte am Ende der Saison, verglichen mit den letztjährigen 61 Punkten ist dies eine klare Steigerung.

Viele Fans sind der Meinung, dass das bessere Abschneiden der Isles der Verdienst von Jungtalent John Tavares ist. Nach langen Spekulationen, wer denn nun der diesjährige Nummer-1-Draftpick werde, hat Islanders-GM Garth Snow am NHL Entry Draft in Montreal erwartungsgemäss bekannt gegeben, dass er John Tavares als Erster ziehen wird. Der 19-jährige Kanadier ist zwar nicht der beste Schlittschuhläufer und auch sein Defensivspiel ist noch verbesserungswürdig. Dafür sind sein Hockeygespür und seine offensiven Qualitäten umso beeindruckender. Dass die Islanders mit Calvin de Haan einen weiteren Erstrundenpick wählen konnten, geriet beim Rummel um Tavares schnell in Vergessenheit. De Haan spielt momentan noch in der Ontario Hockey League. Der Verteidiger ist für seinen starken ersten Pass bekannt und gilt als exzellenter Skater. De Haan wird den Durchbruch in der NHL eher früher als später schaffen. Und einen zukünftigen Lehrmeister ist bei den Islanders sicherlich vorhanden, nämlich der Schweizer Mark Streit.

Seit Streit nach New York wechselte, ist er definitiv einer der Schlüsselspieler auf Long Island. Somit gehört neben Tavares auch Streit einen grossen Anteil an den wiedererstarkten New Yorkern. Trotz seines mässigen Saisonbeginns mit „nur“ 6 Punkten aus den ersten 16 Spielen scheint sich Streit langsam gefunden zu haben und hat seine Produktivität fast verdoppelt. Wie wichtig Streit für das Team ist, macht ein Blick auf die abgelieferten Spielminuten klar: Mit an die 25 Minuten Eiszeit pro Spiel steht der Schweizer unangefochten an der Spitze seines Teams und auch im Vergleich zu anderen Mannschaften ist Streit ganz weit vorne in dieser Statistik zu finden. Und bei einer weiteren Statistik zählt Mark Streit zu den Besten. Der Schweizer Verteidiger hat fast am meisten Takeaways zu verzeichnen. Heisst: Streit weist eine extrem hohe Anzahl von Puckgewinnen auf. Aber nicht nur Streit ist ein guter Puckgewinner, denn nicht weniger als sechs Islanders-Spieler befinden sich in den Top 20 in dieser Wertung.

Generell ist zu sagen, dass die Islanders das physische Element besser ausleben können, als noch in der letzten Saison. Mit Andy Sutton und Brendan Witt verfügen die Islanders über extrem harte Checker. Zudem stehen mit Sutton, Witt und Martinek drei der momentan besten Schussblocker im Team von Scott Gordon. Und auch das Powerplay lässt sich diese Saison schon eher sehen. Mit rund 22 Prozent befinden sich die Islanders in der oberen Hälfte der Statistik (letzte Saison nur 16 Prozent). Da hat John Tavares einen grossen Anteil, denn der Kanadier erzielte mehr als die Hälfte seiner Skorerpunkte in Überzahl. Verbesserungswürdig ist hingegen das Unterzahlspiel, das auch letzte Saison nicht zu den Stärken der Isles gehörte. Aber nicht nur die Schlüsselspieler haben ihre Leistungen verbessern können, sondern auch die Ergänzungsspieler. Matt Moulson kam von den Los Angeles Kings und spielt nun mit Tavares und Okposo auf einer Linie, welche zugleich auch die mit Abstand gefährlichste der Islanders ist. Und auch Jeff Tambellini hat einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Der Stürmer ist nach wenigen Spielen schon drauf und dran, seinen persönlichen Punkterekord zu brechen. Sean Bergenheim ist dank seinem grossen Einsatz für das Team von enormem Wert und Frans Nielsen ist nur ein weiteres Beispiel, dass bei den Islanders junge Spieler eine wichtige Rolle im Team einnehmen können.

Das schlechte Abschneiden in der letzten Saison hatte auch mit der Verletzung von Stammtorhüter Rick DiPietro zu tun. Die Islanders haben aber auch dort aus den Fehlern der letzten Saison gelernt und haben mit Martin Biron und Dwayne Roloson gleich zwei potenzielle „Starters“ verpflichtet. Somit können sich die Islanders wieder auf ihre Torhüter verlassen. Doch wenn DiPietro von seiner Verletzung zurückkehrt, zeichnet sich ab, dass Biron oder Roloson im Rahmen eines Tauschgeschäftes den Verein verlassen muss. Allerdings ist die Saison noch jung. Auch letzte Saison sind die Islanders nicht all zu schlecht gestartet, fielen dann aber unglaublich zusammen und konnten sich nie wieder richtig auffangen. Auch in dieser Saison kann das mit Verletzungen bei Schlüsselspielern schnell wieder passieren.

Doch obschon die Islanders wieder bessere Chancen auf einen Playoffplatz haben wie auch schon, lockt es die Fans noch nicht so recht in die Halle. Der Zuschauerdurchschnitt war auch in dieser Saison bis jetzt extrem tief. Dies ist besonders brisant, weil der Verein vor einem möglichen Standortwechsel steht. Das Stadion auf Long Island ist hinter der Mellon Arena und dem Madison Square Garden die drittälteste Spielstätte der NHL. Islanders-Besitzer Charles Wang will dem Verein eine neue Arena zur Verfügung stellen. Unter dem „Lighthouse Project“ will Wang einen neuen Gebäudekomplex errichten, der neben der Eishockeyarena ein Hotel, Restaurants, Konferenzräume und ein Baseballstadion beinhalten soll. Falls kein neues Stadion gebaut wird, droht ein Wegzug nach Kansas City oder in einen anderen Stadtteil wie zum Beispiel Queens, auch wenn Wang die Islanders unbedingt auf Long Island halten will. Um dies möglich zu machen, benötigen die Islanders die Unterstützung von Fans und Region. Eine Playoffqualifikation des Teams würde da sicherlich einiges leichter machen.