Schlägereien: Ja oder Nein?

Donnerstag, 27. August 2009, 13:58 - Martin Merk

Die Macht der Medien hat gestern gespielt und für heisse Köpfe bei Liga, Verband und Schiedsrichtern gesorgt. Grund: Eine angebliche Lizenz für Faustkämpfe in der National League, die es gar nicht gibt.

Eigentlich war es nichts Spezielles, was der Schiedsrichter-Chef Reto Bertolotti zu den Clubs sagte. Uns war es nicht einmal eine Meldung wert (bis auf die schon im Sommer gemeldeten Regeländerungen), bis hockeyfans.ch den Eishockey-Fans einige Falschmeldungen richtig stellte. Bertolotti kündigte eigentlich bloss an, was bisher schon so geregelt war und den Schieds- und Linienrichtern in Erinnerung gerufen wurde: Die Unparteiischen sollen bei Tächtelmächtel zwischen zwei Spielern vor allem dafür sorgen, dass keine weiteren Spieler eingreifen. Bei kleineren Rangeleien gibt es zwei oder zwei plus zwei Minuten sowie allenfalls eine zehnminütige Disziplinarstrafe. Erst bei gröberen Faustkämpfen und insbesondere solchen ohne Handschuhe landen Spieler unter die Dusche. Und wenn es einen eindeutigen Aggressor gibt, soll sich dies in der Strafverteilung widerspiegeln. Also kaum etwas Neues.

Doch gestern wurde durch eine grosse Agentur die Meldung verbreitet, dass von nun an Faustkämpfe erlaubt und geduldet werden, was im Boulevard dann noch etwas verstärkt dargestellt wurde und auch den Eingang in heutige Zeitungen fand. Samt Kommentaren. Während Verbände in Europa eher darum bemüht sind, Faustkämpfe zu verurteilen und diese als schädlich für den Sport sehen in Hinblick auf Eltern, welche ihre Kinder zum Eishockey schicken sollen, gibt es natürlich auch die nordamerikanische Einstellung, wo Schlägereien kaum Konsequenzen mit sich ziehen und unterhalten sollen. Und im Marketing wird Eishockey vor allem in Nordamerika oft als entsprechend rauer Sport vermarktet. "Das ist sicher der richtige Weg. Rangeleien gehören zum Eishockey dazu", lässt sich der Sportchef Patrick Lengwiler vom EV Zug in der "Neuen Luzerner Zeitung" zur vermeintlichen Lizenz zum Schlägern zitieren.

Die Online-Ausgabe von "20 Minuten", immerhin offizieller Medienpartner der Liga, geht sogar noch einen Schritt weiter und präsentiert die übelsten Schlägervideos von YouTube aus der NHL. Solche Szenen könnten uns in der NLA blühen, kündigt die Website an.

Nun, Hockeykenner wissen, dass solche Szenen kaum zunehmen werden, zumal die Regeln bezüglich Schlägereien in der Schweiz gleich geblieben sind, wie überall sonst in Europa auch. Auch wenn durch Medienberichte viele Schweizer nun einen anderen Eindruck über die NLA haben. Über Sinn und Unsinn solcher Schlägereien scheiden sich in der Sportart die Geister. hockeyfans.ch möchte es deshalb schwarz auf weiss wissen: braucht es Schlägereien zwischen Spielern im Eishockey? Hier geht es zur Umfrage.