Trainerknatsch in Weissrussland

Mittwoch, 21. Oktober 2009, 12:22 - Martin Merk

Weissrussland (8.), der hartnäckigste Verfolger der Schweiz (7.) in der Weltrangliste, steht mit dem Nationaltrainer vor einer Zerreissprobe. Grund ist eine Trainerentlassung auf Clubebene.

Die Weissrussen hatten ihren amerikanisch-kanadischen Wunschtrainer Glen Hanlon, der Weissrussland auf den achten Rang führte, als Vollzeittrainer ins Land geholt um nicht nur das Nationalteam, sondern auch das weissrussische KHL-Team Dynamo Minsk zu trainieren. Doch bislang ging die Rechnung nicht auf.

Das KHL-Team wurde mit einer Budgeterhöhung über mehrere Millionen Franken auf dem Papier zu einer Spitzenmannschaft geformt mit zahlreichen ausländischen Spielern, vor allem aus Finnland. Der Ertrag ist allerdings recht bescheiden: Nur der neunte Platz in der Westgruppe, das würde momentan nicht einmal fürs Achtelfinale reichen. Die gestrige 1:4-Heimniederlage gegen das bescheidene Fernost-Team Amur Chabarowsk hat das Fass zum überlaufen gebracht. An der Medienkonferenz erschien anstelle Hanlons Wladimir Naumow.

Naumow ist der Präsident des weissrussischen Eishockeyverbands und war bis im April neun Jahre lang Innenminister. Er galt dabei als die eiserne rechte Hand vom Staatspräsident Alexander Lukaschenko. Sein Wort ist Befehl. Naumow gab gestern Nacht persönlich den Rausschmiss des gesamten Trainerstabs von Dynamo Minsk bekannt. Denn der Club braucht Erfolg, schliesslich wird im Winter die neue, riesige Arena eröffnet, die im Hinblick auf die WM 2014 fertig gestellt wird und auch das KHL All-Star-Game beherbergen wird.

Im Team befinden sich auch einige Ex-NLA-Spieler mit Mika Oksa, Josef Boumedienne, Richard Lintner, Martin Sevc, Hannes Hyvönen, Byron Ritchie und Ville Peltonen.

Hanlon soll durch Alexander Andriewski ersetzt werden, der bislang Gomel in der weissrussischen Meisterschaft trainierte. Ob Hanlons Rausschmiss auch auf das Nationalteam Auswirkungen haben wird? Diese Saison werden die Weissrussen zumindest in den Gruppenphase der Olympischen Winterspiele und der Weltmeisterschaft nicht auf die Schweiz treffen, es ist allerdings ein heisses Fernduell um die Weltranglistenplätze angesagt, zumal der sechste Rang der Schweizer von den Olympischen Spielen 2006 aus der Wertung fallen wird.