Laser-Alarm in Rapperswil

Dienstag, 5. Oktober 2010, 07:25 - Martin Merk

Laser-Attacken auf Torhüter. Macht diese Unsitte nach dem Fussball nun auch das Eishockey zu schaffen? Zu derartigen Attacken kam es am Samstag in der Diners-Club-Arena beim Spiel zwischen den SC Rapperswil-Jona Lakers und dem Genève-Servette HC. Opfer war der Servette-Hüter Tobias Stephan.

Stephan fasst sich ans Auge auf dem Foto, das die Zeitung "Le Matin" heute veröffentlicht hat zum Laser-Terror eines Lakers-Anhängers von den Sitzplätzen der Rapperswiler Halle aus. Es waren nur wenige Minuten gespielt, als die erste Attacke an den Schlussmann der Genfer von der Tribüne losgeht. Stephan ruft nach dem Schiedsrichter Didier Massy.

"Bevor er mir den Grund erzählte, weshalb er mich rief, war mir alles klar. Ich sah bereits davor den Laserstrahl auf einem Spielertrikot", erklärt Massy zur Zeitung. Massy eilt zum Speaker und erwirkt eine Aufforderung ans Publikum, auf solche Attacken zu verzichten. Danach konnte das Spiel ohne derartige Störungen fortgesetzt werden.

Für Stephan war es nicht die erste Attacke dieser Art. Schon als er für Kloten spielte vor seinem Wechsel nach Nordamerika, wurde er in seinem Heimstadion attackiert. "Es ist lästig, pervers und gefährlich", sagt Stephan zu Laser-Attacken. Auch andere Torhüter wie der ehemalige Gottéron-Goalie Sébastien Caron oder der aktuelle Kloten-Torhüter Ronnie Rüeger beklagten sich schon über Laser-Attacken. Weil sie sich über weite Strecken des Spiels nicht viel bewegen, sind sie die einzig möglichen Spieler im Visier solcher Störenfriede. Für viel Wirbel sorgen solche Attacken vor allem bei grossen Fussballspielen, selbst bei der letzten WM in Südafrika.

Täter wie jenen Matchbesucher in Rapperswil ausfindig zu machen, ist nicht einfach. Die Laser-Pointer, welche die Augen der Opfer blenden und auch nachhaltig beschädigen können, sind klein und bei Eingangskontrollen nur schwer zu eruieren. Einzig Kameras in den Hallen könnten zumindest für ein Nachspiel für die Täter sorgen. Denn die Opfer können sehen, woher die Strahlen kommen. In Frankreich kam es zu Bewährungsstrafen gegen Fans von Paris Saint-Germain. Und der griechische Fussballverband erhielt in der WM-Qualifikation für Laser-Attacken seiner Fans eine Busse von 25 000 Franken aufgebrummt. Der Schweizer Alex Frei bei einem Penalty und der israelische Torhüter Dudu Aouate waren damals Opfer von Laser-Attacken.

Auch in Nordamerika kam es in verschiedenen Sportarten zu derartigen Attacken, etwa im vergangenen Januar, als ein Vancouver-Fan es mehrfach auf den Calgary-Torhüter Miikka Kiprusoff abgesehen hatte (siehe Bild). Die Laser-Strahlen waren während dem gesamten Spiel auf dem Spielfeld zu sehen, weil der Sicherheitsdienst der Vancouver Canucks den Täter nicht ausfindig machen konnte. Trotzdem führte der Finne seine Mannschaft zum Sieg nach Penaltyschiessen.

Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen im Schweizer Eishockey die richtigen Schlüsse ziehen, damit solch unsportliche und gesundheitsgefährdende Attacken nicht zur lästigen Mode werden in Schweizer Hallen. Selbst wenn es noch keinen Präzedenzfall gibt, können solche Fans durchaus einen Spielabbruch und eine Forfait-Niederlage gegen ihr Team "erwirken".


Calgary-Goalie Miikka Kiprusoff wurde letzten Winter Opfer von Laser-Attacken in Vancouver. © Foto: TSN / YouTube

Servette-Goalie Tobias Stephan wurde in Rapperswil nicht nur von Gegenspielern, sondern auch von einem Lakers-Anhänger mit Laserpointer bedrängt. © Foto: Thomas Oswald