Vorschau: Das Blatt hat gewendet
Zurück zur Übersicht
 

ZSC Lions

Von Martin Merk

Die Mannschaft der ZSC Lions ging letzte Saison als eine der grössten Lachnummern aller Zeiten in die Geschichtsbücher des Schweizer Eishockeys ein. Als Titelkandidat gehandelt, entkam man im Frühjahr vor allem dank den umstrittenen Transfermöglichkeiten während der Playouts der Ligaqualifikation. Die teure Mannschaft konnte ihr Potenzial nicht abrufen. Nun soll mit neuem Trainer, punktuellen Veränderungen und ohne Ausmisten alles besser werden. Und gefordert wird nichts Geringeres als der Meistertitel.

Wird aus Sulander wieder "The Wall"?
Nachdem die ZSC Lions jahrelang nicht von der Spitze wegzudenken waren und immer zu den Top-4 gehörten, folgte letzte Saison ausgerechnet bei der Premiere im neuen Hallenstadion der Totalabsturz. Viele Stars verdarben eher den Brei als auf dem Eis zu zaubern. Ein Ausmisten, wie es viele vermuteten, gab es nicht. Nicht einmal von Lohnkürzungen, welche vertraglich möglich waren, hat man Gebrauch gemacht als Symbol den "Versagern" der Saison 2005/06 das Vertrauen für die neue Spielzeit zu schenken. Auch vermeintliche Sündenböcke sind noch da. Etwa der alternde Torhüter Ari Sulander, der in seinem persönlichen Sommertraining einige Pfunde zuviel aus Finnland mitbrachte. Oder die verpflichteten Nationalspieler Beat Forster, Thierry Paterlini und Daniel Steiner, welche ihre Erwartungen nicht erfüllt hatten und in der Zürcher Presse zu Transferspekulationen Anlass boten.

"Wir hatten eine unsichere Mannschaft und eine katastrophale Saison gemessen an unsere Erwartungshaltung", bilanziert der Verwaltungsrats-Präsident und Mäzen Walter Frey rückblickend, "das schlummernde Potenzial soll nun abgerufen werden." Dabei betont er die solide Basis der ZSC-Organisation mit ihrer Pyramide, welche mit dem Farmteam GCK Lions und den beiden Elite-Junioren-Teams fortgesetzt wird.

Dass man von der Spitze dieser Pyramide wieder in eine weniger düstere Zukunft schauen kann liegt nun vor allem in den Händen des neuen Trainer Harold Kreis. Der Deutsch-Kanadier hat letzte Saison mit dem EHC Chur in der NLB die Erwartungen übertroffen und während den Playoffs aus dem vor dem Viertelfinal-Out gestandenen HC Lugano ein Meisterteam geformt. Nichts Geringeres als der Meistertitel forderte Frey auch von seinem Trainer, auch wenn "nur" die Halbfinal-Teilnahme budgetiert ist. "In der Qualifikation müssen wir in der oberen Tabellenhälfte sein, in den Playoffs soll es dann richtig kesseln!" so Frey im Wissen, dass man hierfür mittlerweile eher als Aussenseiter gilt.
Die grösste ZSC-Hoffnung steht hinter der Bande: Meistertrainer Harold Kreis

Ob Kreis den Karren aus dem Dreck ziehen kann - oder an den hohen Erwartungen scheitert? Wenn ersteres Eintritt, können die Zürcher gewiss als Geheimtipp auf den Meistertitel gehandelt werden und an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen. In der Vorbereitung lief es nach einer aufhorchenden 0:9-Niederlage gegen den finnischen Schwanzclub Lahti, wo schon Antipathien der Spieler gegen den Trainer befürchtet wurden, immer besser. "Die Vorbereitung war erfolgreich und die Mannschaft hat die Zeit gut genutzt, wir konnten neue Spieler und eine andere Spielweise integrieren", so Kreis. In der Presse wurde Kreis - auch in Anspielung an seine Nationalitäten - nicht zufällig als "Krueger light" angepriesen. Bei den ZSC Lions gab es für ihn vor allem im Defensivbereich Arbeit, dort wolle man stabiler agieren als bislang, dort setzt er seine Prioritäten.

Im Wissen, dass der Einkauf hochkarätiger Schweizer alleine noch keinen Erfolg bringt, hat man deshalb nur Spieler der eigenen Organisation ins NLA-Team geholt. Bis auf den kürzlich verpflichteten Vitaly Lakhmatov, der ursprünglich für den russischen Aufsteiger Krylja Sovjetov Moskau spielen wollte, aufgrund der alle paar Wochen ändernden Ausländerregelungen nun aber keinen Platz erhielt und nach einem Platz in der NLA suchte. Qualität und mehr slowakische Sprüche bringen dafür die beiden neuen Ausländer. Die Fraktion der Slowaken wurde neben Robert Petrovicky um den Verteidiger Radoslav Suchy und den Stürmer Rastislav Pavlikovsky erweitert. Beide bringen internationale Erfahrungen aus Weltmeisterschaften und Nordamerika nach Oerlikon. Beim 30-jährigen Suchy sind dies immerhin 461 NHL-Spiele. Er soll damit die Lücke stopfen, welche Mark Streit mit seinem Wechsel in die weltbeste Liga vor einem Jahr hinterlassen hat.

Wenn Suchy dies gelingt, Sulander in seiner wohl letzten ZSC-Saison eine gute Figur hinlegt, Pavlikovsky gegen die Torflaute hilft und sich die jungen Spieler in einem motivierenderem Umfeld als zuletzt weiterentwickeln können, darf die Erwartungshaltung im Hallenstadion bald wieder steigen.

Die Ausländer

Ari Sulander (FIN, G, bisher)
Radoslav Suchy (SLK, V, Columbus/NHL)
Dale McTavish (CAN, S, bisher)
Rastislav Pavlikovsky (SLK, S, MoDo/SWE)
Robert Petrovicky (SLK, S, bisher)

Die Testspiele

Siege (6): Adler Mannheim (D) (5:2/H), Adler Mannheim (D) (4:3/A), Jokerit Helsinki (FIN) (6:2/H), ERC Ingolstadt Panther (D) (3:2/A), Kloten Flyers (4:3/A), Rapperswil-Jona Lakers (3:2/H).

Niederlagen (3): Lahti Pelicans (FIN) (0:9/A), Lokomotiv Jaroslawl (RUS) (1:2/H), HC Sparta Prag (CZE) (1:2/H).

Links

Transfers | Kader | Spielplan


    [zum Background-Portal]