Vorschau: Jahr eins nach Fischer
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EV Zug

Von Martin Merk

Zugs Vorwärtsgang mit dem einstigen Meistertrainer Sean Simpson wurde in der vergangenen Saison leicht gestoppt: "Nur" Rang fünf, zeitweises Zittern im Strichkampf und keine Playoff-Halbfinale am Zugersee. Dass diese Saison alles besser wird, dafür spricht wenig. Die Offensive verlor an Spitzenklassigkeit. Kehrt dafür defensive Stabilität in die Herti-Halle ein?

Sean Simpson, früherer Zuger Meistertrainer, vom Sommertheater erholt?
Foto: Thomas Oswald
Auch wenn das sportliche Scheitern sich nicht gravierend anhört, so hat es doch gewisse Gräben hinterlassen. In der Kasse mit einem Loch von fast 300 000 Franken, denn die Zuger gehörten zu den heimschwächsten Teams der letzten Saison. Ein Graben schien auch innerhalb der sportlichen Führung zwischen Sportchef Patrick Lengwiler und Trainer Sean Simpson aufzugehen. Der Kanadier stand gar trotz Vertrag bei Clubs aus der Schweiz und Deutschland zur Diskussion - kein Zeichen für Harmonie. Auch vom Halbfinale wird nun nicht mehr gesprochen: Neu wird von der oberen Tabellenhälfte und die Playoff-Qualifikation gesprochen.

Dass die sonst hohen Ansprüche gesunken sind, hat seine Gründe auch in der negativen Transferbilanz. Das Prunkstück, die Offensive, hat an Produktionskraft verloren. Die grosse Leaderfigur der vergangenen Saison, Patrick Fischer, kann nicht ersetzt werden. Er wird sich in der NHL bei den Phoenix Coyotes durchsetzen versuchen als bester Schweizer Scorer der vergangenen Saison. Seit seinem NLA-Debüt 1992 hat er acht Saisons für den EVZ bestritten, dazwischen mit Abstechern zu Lugano und Davos. Mit Patric Della Rossa verliess ein weiterer Nationalstürmer die Zuger, dessen Physis nicht ersetzt wurde. Und mit Gian-Marco Crameri ein Ex-Internationaler, der als Center die Jungen an die NLA heranführte.
Wieviel mehr bringen die neuen Ausländer Hållberg und Piros?

Grosse (und einzige?) Hoffnung im Sturm ist daher der von Davos geholte Björn Christen. Ob er in die Leaderrolle der Identifikationsfigur Fischer schlüpfen kann? In Davos stand der Nationalstürmer noch im Schatten anderer Spieler und steht so in Zug vor einer Herausforderung. Anstelle von Timo Pärssinen soll sich diese Saison Kamil Piros in der Offensive versuchen. Der Tscheche schaffte in der NHL keinen Stammplatz und wechselt nun in die Schweiz, nach zwei weniger glücklichen Jahren in Russland. Piros ist ein Center mit defensiver Stabilität und einem guten Pass. Womöglich eine ideale Ergänzung zu Oleg Petrov, mit dem er in der Vorsaison oft zusammen spielte.

An Stabilität gewann dafür die Hintermannschaft. Mit Patrick Sutter konnte man einen einstigen Meisterspieler von den SCL Tigers abwerben, auch wenn seine Stärken eher in der Vorwärtsbewegung liegen. Dafür erhofft man sich vom Weltmeister Per Hållberg weitaus mehr als von seinem Vorgänger Janne Niskala. Bislang hat der 28-Jährige die schwedische Elitserien noch nie für eine ausländische Liga verlassen, gehörte dort zu den besten Verteidigern mit guten Plus-Minus-Bilanzen. Seine gute Saison wurde mit dem WM-Aufgebot Schwedens und dem späteren Gewinn des Weltmeistertitels abgerundet. Letzte Saison kassierten nur Fribourg und die SCL Tigers mehr Gegentreffer: Ob der gelernte Feuerwehrmann die Brandherde löschen kann?

Fragen über Fragen, welche über die wenigen Details entscheiden werden, welche in einem ausgeglichenen Mittelfeld zwischen Überraschung (Halbfinale) und Enttäuschung (Playout) entscheiden werden. Beim kritischen Publikum wird ein ausreichender Start von Nöten sein.

Die Ausländer

Per Hållberg (SWE, V, Färjestad/SWE)
Barry Richter (USA, V, bisher)
Mike Maneluk (CAN, S, bisher)
Oleg Petrov (RUS/CAN, S, bisher)
Kamil Piros (CZE, S, Nizhnekamsk/RUS)

Die Testspiele

Siege (6): EHC Visp (3:2/A), ERC Ingolstadt Panther (D) (3:1/H), Timrå IK (SWE) (4:1/H), HC Ambrì-Piotta (7:1/H), Rødovre SIK (DAN) (7:3/A), HC Tirol Innsbruck (A) (6:1/H).

Niederlagen (3): Adler Mannheim (D) (3:4/H), EHC Basel (2:3/H), Ilves Tampere (FIN) (0:2/H).

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